Alles fing wie immer ganz unspektakulär an. Der Zahn der Zeit hatte derart letal an unseren Familienkombi genagt, dass der TÜV wohl nur einem Einschläfern oder eben dem Export in südliche Gefilde zugestimmt hätte. Es musste etwas neues her – also etwas neueres, denn ganz neu sollte es im Hinblick auf das zur Verfügung stehende Budget auch nicht sein.
Internetbörsen bieten heute ja ganz einfachen Zugriff auf eine schier unübersichtliche Menge an Klein und Kompaktwagen, und man sollte glauben, dass da für jeden etwas dabei ist. Nicht für uns. Die Angebote waren zu alt, zu viele Kilometer, zu klein, zu hässlich – es gab einfach nichts. Unsere Ansprüche sanken, weniger PS, mehr Kilometer, weniger Kofferraum – es blieb beim nichts. Ein letzter frustrierter Versuch zwischen den ganzen Kleinwagen koreanischer Herkunft irgendetwas ansprechndes zu finden brachte uns ein rotes Auto auf den Bildschirm – ein ALFA!
Ähm, natürlich ist es auch bei uns ganz konventionell – der Herr des Hauses ist eher interessiert an motorisierten Fortbewegungsmitteln, die Dame sieht darin eher etwas pragmatisches. Diesen Alfa aber fand SIE und fand ihn ganz hübsch. Jetzt mussten Gebrauchtwagentests und Erfahrungsberichte her! Sollte sich alles, was man über italienische Autos weiss, in Vorurteile auflösen? Und wo wir schon bei Vorurteilen sind, sollten wir wirklich ein Auto bei einem Fähnchenhändler kaufen, noch dazu mit ganz und gar ausländisch klingendem Namen?
Ein Anruf schuf Vertrauen und einen Probefahrtstermin. Und dann ist es um einen Geschehen. Wer hat schon einmal eine Probefahrt in einem Alfa Romeo überstanden, ohne diesen Autos zu verfallen? Alfa Romeo das ist uralter Mythos und steht für automobiele Leidenschaft, die sich nur schwer beschreiben lässt. Die ersten Gedanken sind (zugegeben) sündhaft teure Sonnebrillen, Lederstiefeletten und Mailänder Espressobars – alles absolut cool. So sind wir nicht. Ich selbst kann durch Sonnenbrillen gar nichts sehen und in Mailand war ich auch noch nie. Bei uns muss eigentlich ein Kinderwagen in den Kofferraum passen…
Aber solch profane Wünsche schien den Erbauern dieser Autos so fremd gewesen zu sein, wie einem Gigolo das Programm von Alice Schwarzer. Linien von schierer Eleganz, ein Meisterstück von Walter de Silva – so stand er knallrot zwischen all den businessgrauen Limousinen Stuttgarter Herkunft. Das Anlassen des Motors – nein das Starten der Maschine zaubert das nächste Lächen ins Gesicht eines jeden, der auch nur einen Tropfen Benzin im Blut hat. Diese Italiener! Komponieren aus mechanischen Verbrennungsgerauschen eines ganz normalen Reihenvierzylinders eine Oper – wie kriegen die das durch den TÜV? Und innen? Hier ist einfach alles Design: Alle Schalter, die irgendwie das Aussehen stören, verschwinden irgendwo zwischen oder unter den Sitzen – natürlich ist das unpraktisch, das verstehen wir in Stuttgart, München oder Ingolstadt nie. Die Instrumente liegen in tiefen schwarzen Höhlen – natürlich kann man das schlecht ablesen, aber was will man da schon ablesen? Die unglaublichen Drehzahlen, die dieser Motor läuft? Die kann man hören und das will man auch hören – Radio kann so unwichtig sein!
Ach und nochwas ganz nebenbei – der Kinderwagen passt rein… Das Auto passt zu uns. So schön kann das Leben sein!
So, was soll dieser ganze Sermon, genau bei Flickr ein Bild hoch laden und hier verlinken:
Irgendwas stimmt hier nicht???